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Schüler:innen laufen auf der Bühne, ein Schüler klopft Erde fest

19.03.2023 - 15:45h

Uraufführung des Stücks NULL ACHT FÜNFZEHN 44

Deutschland im Sommer 1944: Die einen verlieben sich und gehen ins Kino, die anderen werden eingesperrt und ermordet. Kleines Glück und kollektive Barbarei: Sie stehen in diesem Theaterstück nebeneinander. Eine Collage aus historischen und fiktiven Schicksalen, erarbeitet und arrangiert vom Oberstufenprofil „Macht und Spiele" (S2).

Das Profil Macht und Spiele unter der Leitung von Natascha Annen (Theater) und Dr. Stefan Micheler (Geschichte) hat sich mit dem Alltag der Häftlinge im KZ-Außenlager Kaltenkirchen, das im Sommer 1944 eröffnet wurde, beschäftigt.Mit Unterstützung des Historikers Dr. Tillmann Bendikowski sichteten die Schüler:innen Quellen, besuchten die KZ-Gedenkstätte in Kaltenkirchen und entwickelten daraus Szenen und Monologe.

Schüler:innen machen Alltagsbewegungen von 1944 auf der Bühne

Stück über das KZ-Außenlager Kaltenkirchen

Am 7.Februar 2023 fand die Uraufführung des daraus entstandenen Stücks statt. Am 28.Februar wurde noch einmal für die 9.-12.Klassen gespielt. In vielen Klassen gab es noch Gesprächsbedarf, die von Interpretationen des Gesehenen bis zur Klärung des geschichtlichen Hintergrunds reichten. Berührt hat sie vor allem das damals zwar sichtbare aber bewusst übersehene Schicksal der Opfer.


Schüler auf der Bühne

Rollenerarbeitung 

Die Darsteller:innen sagten, dass der Einstieg in das Stu?ck schwierig war, da es nicht einfach gewesen sei, sich in die Rollen hineinzuversetzen. Durch die Probenarbeit konnten sie ihre Rollen dann bis zur Premiere mit Leben füllen und den Zuschauer:innen ihre Botschaft vermitteln.
Am Ende des Stücks legten alle ihre Rolle ab und sprachen für die Opfer und gaben ihnen einen Namen und einen Hintergrund.

Wer das Stück noch einmal live sehen möchte, ist am 22.4.2023 um 13 Uhr herzlich eingeladen, zum Gedenken am Höltigbaum zu kommen.


Alle, die mehr über das KZ-Außenlager in Kaltenkirchen erfahren möchten, können diesen Auszug aus dem Programmheft lesen: 


„August 1944. Die ersten Häftlinge aus dem KZ Neuengamme erreichen das etwa 20 Kilometer nördlich von Hamburg gelegene Kaltenkirchen. Starb man nicht an den Folgen verheerender Transportbedingungen, so wurde man vom Bahnhof zu Fuß nach Springhirsch getrieben und in drei große Wehrmachtsbaracken der ehemaligen 1. Marine-Kraftfahr-Abteilung gesperrt: das KZ Außenlager Kaltenkirchen. 
In den drei Baracken befanden sich das Revier, die Küche und die Tischlerei, in einer vierten Baracke waren Toiletten und Waschräume. In sie wurden später die Leichen verstorbener Häftlinge gebracht.
Das Lager war von einem Stacheldrahtzaun umgeben, der mit Ästen getarnt war. An den vier Ecken des Lagers standen Wachtürme. In der Nacht wurde es mit Scheinwerfern hell ausgeleuchtet, auch bei Fliegeralarm.
Kurz vor seiner Räumung befanden sich bis zu 1000 Häftlinge im Lager.
Die beiden größten Gruppen waren sowjetische und französische Häftlinge, aber auch Polen, Deutsche, Jugoslawen, Belgier und Italiener waren Häftlinge des KZ.
Über die Hälfte der Häftlinge musste den Flugplatz ausbauen. Die Startbahn musste für Versuche mit dem neuen Jagdflugzeug „Messerschmitt Me 262“ verlängert werden und eine Verbindung von den Flugzeughallen zum Flugfeld musste hergestellt werden. Beim Startbahnbau hatten die Häftlinge vor allem Ausschachtungs- und Planierarbeiten zu verrichten. Eingesetzt wurden sie dabei von zivilen Baufirmen.“


(Text von Erik Schott und Alex Mezler)